FeaturePro und Contra

Fünf Gründe für das Ende der 3D-Fernseher




Jahrelang wurde 3D als der nächste große Fernseh-Hype betrachtet. So richtig durchgesetzt hat sich das bislang nicht. Anfang Februar 2016 haben nun Samsung und LG leise, still und heimlich mehr oder weniger den Stecker gezogen.

Das Spektakel um Avatar im Winter 2009 war groß. Der 3D-Effekt auch. Viele Leute (so auch der Autor) waren von dem 3D-Film begeistert. Die Kinobranche freute sich auf eine neue Goldgrube und tat das, was man in Hollywood immer tut: Der Erfolg wird kopiert, und Teil 2, 3 bis 15 nachgeschoben. Im Falle des 3D war es kein Avatar 2, 3 bis 15 sondern eben: Das 3D an sich wurde (gefühlt) in fast jeden Film mit eingebaut. Einige wenige Filme wurden tatsächlich in 3D gedreht, aber bei den meisten gab es lediglich eine nachträgliche 3D-Konvertierung. Das sah/sieht dann auch eher schlecht als recht aus. Bis auf wenige Highlights („Der Hobbit“, „Gravity“ oder mit „Tim und Struppi“ auch der ein oder andere Animationsfilm) hatten sich viele Leute recht schnell am 3D sattgesehen. Der Hype ebbte ab.

Die Fernsehindustrie versucht seit 2009 auf den Erfolgszug des 3D-Kinos aufzuspringen. Und so gab es dann 3D-Fernseher und ab 2012 auch 3D-Beamer zu kaufen. Die neue Technik konnte sich im Wohnzimmer aber nie so richtig durchsetzen. Dafür gibt es mehrere Gründe. Heute:

Fünf Gründe für das Ende der 3D Technik im Wohnzimmer

1. Begrenzte Titelauswahl

Es fehlt an einer breiten Masse an guten (wirklich guten) 3D-Filmen. Wenn man als Augenmerk anlegt: Guter Inhalt (Geschichte) des Films + gutes (echt gedrehtes, nicht konvertiertes) 3D, dann bleiben da sehr wenig erstklassige Filme übrig. Und selbst unter diesen Filmen gibt es wenige, bei denen man auf das 3D nicht auch verzichten könnte. Selbst Star Wars (des Autors aktuellster gesehener 3D-Film) verliert gegen die 2D-Aufführung kaum. Lediglich eine Szene (der Sternenzerstörer der aus der Leinwand ragt) war wirklich stark, und kommt nur in 3D so gut rüber.

2. Allgemeine technische Probleme des 3D

ein großes Manko scheinen nach wie vor die Proportionen zu sein. Selbst bei AAA-Titeln wie „Star Wars“, als auch bei „Marvel’s The Avengers“ wirken fliegende Hubschrauber und Raumschiffe oftmals nicht „echt“. Sie sehen teilweise wie ferngesteuerte Miniaturausgaben aus. Der heutige 3D-Effekt ist gut. Keine Frage. Aber leider noch immer nicht perfekt. Auch „Der Hobbit“, der in der neuen 48 fps Technik gedreht wurde, ist nicht ganz frei von diesen Fehlern. Zusätzlich gibt es Menschen, die das 3D nicht wahrnehmen können, oder sogar Kopfschmerzen bekommen.

3. Die technischen Geräte

Die Gerätschaften die nötig sind um 3D zu genießen stellen eine kleine, aber für viele Menschen doch zu große Hürde dar. Man benötigt ein 3D-fähiges Abspielgerät, ein 3D-fähiges Anzeigegerät, ein 3D-fähiges HDMI-Kabel und die dazu passenden 3D-Brillen. Klar, die meisten HDMI-Kabel können das inzwischen. Aber eben nicht alle. Ganz klar: Wir, die Nerds, die Technik-Freaks, wir wissen was wir tun müssen und worauf man zu achten hat, um 3D Zuhause genießen zu können. Aber der Nicht-Nerd, der 08/15 Normal-Anwender, der, gerne auch schon etwas ältere, Normal-Bürger, (kurz: der Durchschnitts-Käufer) sieht sich einer großen Barriere gegenüber. In den 90er-Jahren kauften sich die Leute einen Röhrenfernseher, einen Videorecorder und ein Scart-Kabel. Diese Kombination funktionierte. Immer! Heute muss die ganze Signal-Kette 3D unterstützen. Die Angst oder Befürchtung etwas Falsches zu kaufen ist groß. Selbst wenn man diese Hürde hinter sich gelassen hat, kann echtes 3D bislang nur von einer Blu-ray abgespielt werden. Über Sat/DVBT (das klassische Fernsehen eben) werden noch immer fast ausnahmslos keine Titel in 3D gesendet.

4. Die Brillen

Sind wir mal ehrlich: Schick sind die alle nicht! Es gibt natürlich einzelne Modelle (auch gerne mal im Star-Wars-Look – in unserer Apfeltalk-LIVE!-Sendung sieht man derzeit zwei Exemplare im Hintergrund im Regal liegen) die ein bisschen mehr hermachen. Aber eines haben alle diese Brillen gemeinsam: Sie nehmen Licht weg, und machen die Farben matter. Im Kino nimmt man die Teile als notwendiges Übel in Kauf. Aber Zuhause auf dem Sofa? Mit Familie oder Freunden einen Film schauen, wer will da eine Brille tragen?! Dazu kommt: Brillenträger müssen entweder auf Kontaktlinsen umsteigen, oder haben dann zwei Brillen zugleich auf der Nase. Wer schon einen 3D-Fernseher hat kennt das weitere Problem: Bei einem Videoabend ist (egal ob man zwei oder acht Brillen besitzt) immer mindestens eine Brille zu wenig vorhanden. Oder ein Freund/Gast zu viel?

5. Die derzeitige Marktentwicklung

Wie eingangs bereits erwähnt, haben LG und Samsung bereits Anfang Februar 2016 angefangen, 3D zu beerdigen. Trotz jahrelanger Werbekampagnen haben einfach zu wenige Kunden in 3D investiert. Samsung und LG ziehen jetzt die Notbremse. LG wird die Zahl der 3D-fähigen Fernseher halbieren und nur noch in den Premiummodellen anbieten. Samsung soll sogar ganz auf die Technik verzichten.
Angeblich hat Samsung für 2016 von seinen Zulieferern keine einzige 3D-Brille mehr geordert. Nachzulesen auf dem iT-Portal „ETNews“ 3D TVs to Disappear into History

Ach ja, die Fernsehbranche wittert schon das nächste große Ding: Ultra-HD (gerne auch als 4K vermarktet) soll jetzt die Verkäufe wieder ankurbeln. Das ist aber wieder ein anders Thema…

Artikelbild von LG

Über unsere Serie Fünf Gründe:
In dieser neuen Serie schreiben unsere Redakteure aus ihrer persönlichen Sicht jeweils fünf Gründe auf, die sie zu einem bestimmten Thema bewegen. Der Artikel spiegelt die jeweilige Sicht des Autoren wieder. “Fünf Gründe” erscheint in loser Reihe.




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