Apple weiß, was der Kunde möchte. Eine steile Aussage, die gerne auch zynisch genommen wird. Apple trifft für den Kunden aber nicht nur Entscheidungen im Sinne der Hardware und des Designs, sondern auch bei der Software. Zum Glück gibt es auch Angebote von Drittentwicklern – deren Nutzung uns Apple unnötig schwer macht.
Die heutige Episode fällt in die Rubrik Häresie. „Du sollst neben mir keinen anderen Gott haben“ ist nicht nur im Glauben ein Gebot, es ist durchaus auch eine Prämisse, die Apple bei seinen Kunden anlegt. Alle Services außerhalb des Ökosystems haben es schwer. Nutzer werden regelrecht bestraft.
Apple präsentiert sich immer sehr offen. Das beste Argument für diese Offenheit: die App Stores. So öffnet der Konzern sein System und lässt auch Drittentwickler daran teilnehmen, gibt ihnen so sogar eine große Möglichkeit mitzuverdienen. Aktuell scheinen sich diesem Image aber nicht alle Entwickler anschließen zu wollen, …
Standard-Anwendungen unter iOS und macOS
Unter macOS ist das System noch verhältnismäßig wenig abgeschlossen. Zwar gibt es dort den Mac App Store, der unter Mojave endlich überarbeitet wurde, und auch den Gatekeeper – dennoch ist es vergleichsweise einfach, neue Anwendungen zu installieren. Das System lässt es sogar zu, dass neue Apps als Standard gesetzt werden. So öffnen sich Internetlinks dann plötzlich in Chrome, Firefox, Opera, Brave und wie sie alle heißen und auch der Mailclient kann über den Umweg in der Mail-App ersetzt werden.
Unter iOS hat sich der Konzern immerhin vor zwei Jahren dazu entschlossen, auch System-Apps zu deinstallieren. Wozu benötigen Kunden ohne Apple Watch eigentlich die Apple Watch App? Ich habe doch gar keine Aktien und was soll ich mit Sprachnotizen? Während bei Android sehr häufig die Menge der vorinstallierten Apps kritisiert wird, ist Apple um nichts besser – was die Menge betrifft. Ohne Frage Ehrensache: Apple flutet die Geräte zumindest nicht mit Werbung.
Neue Standard-Anwendungen fertig denken
Viele Apps lassen sich einfach deinstallieren und machen anschließend keine Probleme mehr. Das gilt aber nicht für alle. Ein Beispiel aus meiner täglichen Anwendung, das mich seit langer Zeit nervt: die Mail-App.
Ich nutze gefühlt seit immer Apps von Drittanbietern für meine E-Mails. Der Hauptgrund war das ewig fehlende Sharesheet. Ich möchte aus meinen Mails Termine oder To-dos machen, ich möchte Inhalte teilen, ich möchte sie ablegen – all das kann ich mit der Standard-Mail-App nicht. Drittanbieter sprangen hier sehr schnell ein. Seit iOS 10 kann ich die Mail-App von Apple deinstallieren, es war meine erste Handlung mit dem neuen System.
Damit gingen die Probleme los. Es ist unter iOS nicht möglich, neue Anwendungen als Standard einzurichten. Was passiert, wenn ich einen Mail-to-Link klicke? Die Mail App öffnet sich. Wait a minute – die war doch deinstalliert? Ist sie auch. Um den Link nutzen zu können, bietet mir iOS den Download der Apple App an. Geht’s noch? Ich habe mehr als eine andere Anwendung installiert, die mit diesen Links umgehen kann.
Noch schlimmer wird es dann bei Safari. Der Browser ist derartig tief ins System integriert, dass die Entfernung so erst gar nicht möglich ist. Grundlegend kann ich Apple hier aber verstehen. Mit den Apps kommen auch Frameworks für den Hintergrund.
So liefert Safari auch Webkit mit aus – das Framework, auf das bei iOS jeder Browser zurückgreifen muss. Wir haben das Thema bereits bei Edge besprochen: Jeder Browser ist nur eine neue Oberfläche. Der Unterbau bleibt letztlich gleich. Natürlich könnte Apple auch andere Versionen von Webkit zulassen, aber angesichts des Umgangs mit dem Thema Standard-Anwendungen wird das ein ewiger Wunschtraum sein, …
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