Editor's Podcast

ATEP321 Ein Gate muss her v2




Keine iPhone-Vorstellung ohne Gate. Vor einem Jahr hatte ich bereits eine Folge zu den vermeintlichen Gates des iPhone X. Erinnert ihr euch? Das Coldgate? Das Green Line Gate? Nein? Vielleicht, weil all das keine Gates waren und der Start der neuen iPhone-Generation völlig anders war. 

Doch dieses Jahr ist alles anders – wir haben wieder wirkliche Gates. Der Start des iPhone XS war grausam und bescherte uns viele, quasi unlösbare, Probleme. Ihr kennt sicher das Beautygate und erst recht das Chargegate – eigentlich ist Apple-Hardware dem Kunden ja nicht mehr zuzumuten.

Ihr habt ein neues Gerät gekauft und nichts davon mitbekommen? Nicht stundenlang Freunde und Verwandte getröstet, weil sie kaputte Hardware bekommen haben und ihnen niemand hilft? Willkommen – dann lebt ihr in der Realität. Aber genug Polemik, sehen wir uns die Gates dieses Jahres einmal näher an.

Ein Gate – die Nutzer sind schuld

Am Ende sind sehr einfache Mechanismen dafür verantwortlich, dass wir jedes Jahr viele neue Gates bekommen. Es gab tatsächlich Zeiten, wo es solche groben Fehler gab. So wurde selbst Steve Jobs dazu gezwungen, sich zu entschuldigen und kostenlose Bumper zu verschenken. So sehr er versuchte, uns zu erklären, dass wir unsere Smartphones falsch halten – das Antennagate war real. Ähnlich sah es bei dem Coldgate des iPhone 6 und 6s aus, auch das Drosselgate Ende letzten Jahres hatte tatsächliche Auswirkungen – so bekommen wir das ganze Jahr unsere Akkus günstiger getauscht (und haben ein iOS bekommen, das Wert auf Performance legt).

Am Ende gibt es eine grundlegende Mechanik, die immer greift: Zufriedene Kunden äußern sich nicht. Sie genießen ihre neue Hardware und freuen sich darüber. All jene, die einen Fehler haben, schreien aber – immer lauter. Wenige Prozent Ausschuss gibt es überall, aber das sind eben die wenigen Prozent, die zu hundert Prozent im Internet schreien.

Ein Gate – die Presse ist schuld

Dazu kommt dann die Presse. Aus meiner täglichen Arbeit kann ich sagen: Leicht haben wir es nicht. Ein vernünftiger Umgang mit dem Thema ist schwer möglich. Ich schrieb einen – meiner Meinung nach – sehr ruhigen Artikel zu dem Chargegate. Da es der, vom Internet geprägte, Ausdruck war, unter dem der Ladefehler im Internet firmierte, sah ich mich dazu veranlasst, ihn auch zu nutzen. Auch in der Überschrift, zur leichteren Einordnung für den Nutzer. Ich wurde sofort mit Clickbait Vowürfen abgestraft.

Zugegeben gibt es wenige schwarze Schafe, die sich tatsächlich dieser Mechanismen bedienen. Seriöse Fachpresse, wie wir sie auch sein wollen, sind aber ebenso dazu gezwungen, diese Themen zu verarbeiten. Sie sind aktuell, sie beschäftigen die Medien und dominieren die sozialen Medien. Wer sie nicht kommentiert, verweigert Arbeit – und fürchtet sich nur vor Kommentaren.

Ein Gate – nützt am Ende doch etwas

Und ja, am Ende finde ich diese Gates eigentlich ganz gut. Nicht, weil sie zeigen, dass Apple-Hardware schlecht ist – das ist sie nicht. Nicht, weil sie uns hohe Klickzahlen bringen – das tun sie nicht. Aber sie ziehen Aufmerksamkeit auf sich und machen Apple Prioritäten klar. Die Priorität, Fehler sehr schnell zu beheben – der Konzern bekommt Druck, den er in dem Fall vielleicht auch braucht. So war das Chargegate Tage nach dem Auftauchen bereits behoben – was blieb, ist ein verbranntes Wort, das wir in wenigen Wochen zum Glück auch wieder vergessen haben.

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